Unter einem Delir versteht man eine neu aufgetretene Unaufmerksamkeit, die mit einer Bewusstseinsveränderung und/oder einer Störung des inhaltlichen Denkens, der Wahrnehmung oder der Gedächtnisleistung einhergeht.
Das hyperaktive Delir, mit motorisch und emotional hochagitierten PatientInnen und zum Teil optischen und akustischen Halluzinationen, ist hierbei deutlich einfacher zu erkennen, als das hypoaktive Delir, das die Patienten in einen Zustand der Erstarrung versetzt, oftmals zunächst unbemerkt oder missverstanden. Die häufigste Form des Delirs ist der Mischtyp, bei dem sich die oben genannten Formen abwechseln, was dem fluktuierenden Charakter dieses Syndroms geschuldet ist.
Das Entstehen eines Delirs kann sowohl den Krankenhausaufenthalt verlängern, als auch die Sterblichkeit (sowohl für den Aufenthalt, als auch nach 12 Monaten), sowie das Risiko kognitiver Defizite und einer dauerhaften Pflegebedürftigkeit erhöhen.
Um dem entgegenzuwirken, hat die UMM in Zusammenarbeit mit der chirurgischen Klinik ein Projekt gestartet, das sich der Prävention, der Identifizierung, der medikamentösen und der nicht medikamentösen Behandlung des Delirs verschrieben hat. In einem ersten Schritt geht es um die Prävention des postoperativen Delirs bei elektiven Operationen. Anhand von einem kurzen Fragebogen wird ermittelt, ob ein Patient bereits vor seiner OP gefährdet ist, nach der Operation ein Delir zu entwickeln. Dieser Fragebogen wird den Patienten im Rahmen ihres Termins zur OP-Planung ausgehändigt und im Anschluss von der Delir Nurse ausgewertet. Wird bei einem Patienten bereits vor der OP ein erhöhtes Risiko für ein Delir festgestellt, so wird der Patient am Tag seines Narkosegesprächs auch bei der Delir-Nurse vorstellig. Die Delir-Nurse untersucht dann den Patienten auf seine körperlichen und kognitiven Einschränkungen. Nach der OP kann dann die Delir-Nurse gezielt zu den Risikopatienten gehen und diese auf ein postoperatives Delir untersuchen. Dabei ist es wichtig, ein Delir rechtzeitig zu erkennen und Behandlungsmaßnahmen einzuleiten. Hierfür gibt es verschiedene Möglichkeiten, die sowohl auf der Normalstation, als auch auf der Intensivstation umgesetzt werden können. Die Aufgabe der Delir Nurse ist es, die Mitarbeiter zu schulen, zu beraten und für die Durchführung einzelner Maßnahmen und Screenings zu sensibilisieren. Es kann sinnvoll sein, Veränderungen und Anpassungen im Patientenzimmer vorzunehmen, um den Patienten in seiner Wahrnehmung und Orientierung zu unterstützen. Hierzu zählt das Überdenken des Tagesablaufs und ggf. eine Anpassung an die gewohnten Abläufe im heimischen Umfeld. Eine bekannte Person in der Nähe ist für den Patienten in der fremden Umgebung des Krankenhauses ebenfalls eine wichtige Hilfe. Daher gehört auch die Beratung, die Einbeziehung und das Anleiten der Angehörigen zu den Aufgaben der Delir Nurse.